Gemeine Nachtkerze

Gemeine Nachtkerze im Apothekergarten GüterslohNachtkerze

Fast-Food-Bar für Fledermäuse

Der Gütersloher Stadtpark ist rund um die Uhr geöffnet – bis auf den Botanischen Garten, der zum Einbruch der Dunkelheit geschlossen wird. Aber noch in der einsetzenden Abenddämmerung kann man dort ein besonderes Naturschauspiel im Apothekergarten verfolgen: Im Eiltempo „poppen“ die Blüten der Gemeinen Nachtkerze auf. An der nächtlichen Blüte können sich dann zwar keine Parkbesucher mehr erfreuen, dafür aber Falter und Fledermäuse.

Woher stammt der Name „Nachtkerze“?

Die Nachtkerze trägt ihren Namen zu Recht. Ihr aufrechter Wuchs erinnert an eine Kerze, und wie eine Kerze hat sie ihren größten Auftritt in der Dunkelheit. Sie gehört zu den Nachtblühern, d.h. ihre Blüten öffnen sich mit abnehmendem Licht. Diese sind recht kurzlebig und schon am nächsten Mittag wieder verblüht. Dafür entwickeln sich an der Rispe stetig neue Blüten, so dass die Pflanze den ganzen Sommer hindurch, von Juni bis September, ein Blickfang ist.

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Weit weniger selbsterklärend als die deutsche ist die wissenschaftliche Bezeichnung „Oenothera biennis“. Der Gattungsname „Oenothera“ wurde schon in der Antike verwendet, doch seine Bedeutung liegt im Dunkeln (was allerdings zu einer Nachtkerze ganz gut passt). Das griechische Wort „oino“ bedeutet „Wein“, „ther“ kann mit „wildes Tier“ übersetzt werden. Wer sich am Rätselraten beteiligen will, findet im Internet ein halbes Dutzend Theorien, was griechischer Wein und Wildtiere mit Nachtkerzen zu tun haben könnten; wir wollten hier keiner den Vorzug geben, zumal einige offenbar nach erhöhtem Konsum des ersten Wortbestandteils niedergeschrieben wurden.

Der Artname „biennis“ weist auf die Zweijährigkeit der Pflanze hin: Im ersten Jahr entwickelt sie noch keine Blüten, sondern nur eine Blattrosette, aus der sich im zweiten Jahr der Stängel bildet.

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Woher stammt die Nachtkerze?

Nachtkerzen sind in Deutschland wie in ganz Europa so weit verbreitet, dass viele sie für eine einheimische Pflanze halten. Tatsächlich aber stammen sie aus Nordamerika. Erst im 17. Jahrhundert führte man sie nach Europa ein. Die erste in Deutschland erwähnte Nachtkerze wurde 1660 als Zierpflanze beschrieben. Dann entdeckte man die Wurzel als nahrhaftes Gemüse (es hieß, ein Pfund Nachtkerzenwurzel gebe Kraft wie ein Zentner Ochsenfleisch…) und Nachtkerzen wurden fester Bestandteil vieler Bauerngärten. Aus den Beeten verwilderte die Pflanze schnell und galt 100 Jahre nach ihrer Einführung vielerorts als Unkraut, bevor sie als Heilpflanze entdeckt wurde.

Wohlgemerkt: bevor sie in Europa als Heilpflanze entdeckt wurde. Die Medizinmänner der Irokesen, Navajos und Hopis hatten die Nachtblüher schon tausend Jahre zuvor für Krankenheilungen genutzt.

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Wo finde ich eine Nachtkerze im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Apothekergarten, denn die Nachtkerze ist heute eine der wichtigsten Pflanzen in der Naturheilkunde. Am bekanntesten dürfte das Nachtkerzenöl sein, das aus den Samen gewonnen wird. Angewendet wird es vornehmlich zur Behandlung von Neurodermitis. Die Wirksamkeit einiger Präparate ist wissenschaftlich umstritten, aber Nachtkerzenöl ist derart teuer, dass es einfach helfen muss

Im Lavendelgarten wächst eine weitere Art, die Missouri-Nachtkerze (Oenothera macrocarpa).

Wie pflanze ich Nachtkerzen im eigenen Garten?

Hat Superheld Batman einen Garten? Falls ja, sind dort garantiert Nachtkerzen gepflanzt. Denn das Pflanzen von Nachtkerzen wird von Naturschutzverbänden für die Anlage eines fledermausfreundlichen Gartens empfohlen. Der intensive Nachtkerzen-Duft und die gelben, das Mondlicht reflektierenden Blüten locken viele Insekten an, vor allem Nachtfalter, die Lieblingsspeise vieler Fledermäuse. Dass Batman keinen allzu grünen Daumen haben dürfte, macht nichts: Der Pflegeaufwand gerade der Gemeinen Nachtkerze ist gering, sie gilt als pflegeleicht und frosthart.

Wer hätt’s gedacht?

Nachtkerzen halten einen besonderen Rekord: Keine andere Pflanze in Mitteleuropa öffnet ihre Blüten so plötzlich und schnell. Was man von anderen Blumen nur aus Zeitrafferaufnahmen kennt, kann man bei Nachtkerzen innerhalb weniger Minuten verfolgen. Zum Abend hin entrollen sich die Blüten und decken den Tisch – erst für die Insekten, dann für die Fledermäuse…



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