Eingriffeliger Weißdorn

Eingriffeliger Weißdorn im Apothekergarten Gütersloh

Der heilige Dornbusch

Der Eingriffelige Weißdorn ist kaum kaputtzukriegen. Es sei denn, es sind radikale Baumfrevler am Werk – wie vor einiger Zeit in England.

Woher stammt der Name „Eingriffeliger Weißdorn“?

Der Weißdorn bildet an seinen jungen Trieben Sprossdornen zum Fraßschutz – womit das “-dorn” im Namen nachvollziehbar erklärt wäre. Und warum Weißdorn? Nun, ein Rotdorn hat rote Blüten. Und der Weißdorn? Korrekt: weiße. Und der Schwarzdorn? Achtung, Fangfrage …! Der blüht keineswegs schwarz, sondern ebenfalls weiß (klingt kurios, aber „Ganz in weiß“ war ja auch ein Hit von Roy Black). Dafür hat der Schwarzdorn eine besonders dunkle Rinde. Warum der Weißdorn Weißdorn heißt, hängt also immer davon ab, ob er neben einem Rotdorn oder einem Schwarzdorn steht.

Im Botanischen Garten wächst ein Eingriffeliger Weißdorn, der so heißt, weil seine Blüten nur einen Griffel ausbilden. Was war noch gleich ein Griffel? Wir erinnern uns an den Biologieunterricht in der fünften Klasse: Der ›Griffel ist der Teil des Stempels, der die Narbe trägt. Wie, Sie erinnern sich nicht? Mit diesem Stoff hat Ihr Lehrer den Abschnitt über die Blumen und die Bienen vorbereitet. Jetzt erinnern Sie sich wieder?! Aber nicht an den Griffel? Typisch …

Der botanische Name „Crataegus monogyna“ geht auf das altgriechische „krataiós“ zurück. Das bedeutet „stark, fest“ und bezieht sich nach einigen Lehrbüchern auf das harte Holz der Pflanze, nach anderen auf ihre Heilkraft. „monogyna“ bedeutet „eingriffelig“.

Woher stammt der Eingriffelige Weißdorn?

Der Eingriffelige Weißdorn ist die häufigste Weißdornart in Mitteleuropa. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis nach Afghanistan.

Wo finde ich den Weißdorn im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Apothekergarten, hält Weißdorn doch gleich drei gute Nachrichten für Herzpatienten bereit.

  1. Weißdorn erweitert die Herzkranzgefäße, verbessert so die Durchblutung und erhöht zudem die Schlagkraft des Herzens.
  2. All dies tut er ohne störende Nebenwirkungen.
  3. Das ist nicht der Webseite www.kraeuterhexe24.ru entnommen, sondern in mehreren Studien wissenschaftlich nachgewiesen.

Einzige Einschränkung (einen Haken musste es ja geben): Die Inhaltsstoffe wirken nicht sofort, sondern erst nach mehrmonatiger Einnahme. Kurz: Bei einem Herzinfarkt hilft eine Tasse Weißdorntee nicht weiter, die tägliche Tasse verringert aber das Risiko eines Aufenthalts im Herzzentrum Bad Oeynhausen.

Eine Weißdorn-Hecke trennt im Stadtpark die Obstwiese vom Parkplatz an der Oststraße. Diese Hecke wird in den letzten Jahren jeweils Ende Mai/Anfang Juni zu einem Naturschauspiel, wenn Tausende Gespinstmotten-Raupen sie mit einem riesigen Netz überziehen. Weitere Fotos dazu sehen Sie auf unserer Seite zur Obstwiese.

Eine weitere Weißdornhecke trennt die Hundewiese von der Dalkepromenade.

Wie pflanze ich Weißdorn im eigenen Garten?

Der Weißdorn wird auch Hagedorn genannt, von hag = Umfriedung, Hecke. So ist er eine beliebte Heckenpflanze, die wegen ihrer zahlreichen langen Dornen eine wirksame Zugangsbarriere bildet. Weißdornhecken und -kronen sind selbst für Katzen uneinnehmbar und deshalb ein sicherer Brutplatz für Vögel.

Die Pflanze ist anspruchslos, pflegeleicht, winterhart, schnittverträglich, wind- und hitzefest. Man kann sie kaum kaputtkriegen. Wenn man es darauf anlegt, schafft man es aber doch. Wie das Beispiel im nächsten Absatz zeigt.

Wer hätt’s gedacht?

Besondere Exemplare eines Eingriffeligen Weißdorns wachsen bei Glastonbury in Südengland. Die 9.000-Seelen-Gemeinde wird mit dem Grab von König Artus und dem heiligen Gral in Verbindung gebracht. Der Legende nach errichtete ›Josef von Arimathäa, der in einem Kelch das Blut Jesu bei der Kreuzigung auffing, dort im Jahr 63 die erste Kirche auf englischem Boden. Auf dem Wearyall Hill, so heißt es, habe er seinen Wanderstab in die Erde gerammt (der, je nach Ausschmückung der Legende, einst sogar Jesus gehört haben soll), und aus just diesem Stab spross am nächsten Morgen ein Weißdornbusch.

Um den Wunderbaum für alle Zeiten zu erhalten, wurden zahlreiche Stecklinge gezogen. Der letzte am angeblichen Originalschauplatz wurde 1951 gepflanzt und zog jährlich Tausende Pilger an. Doch welch ein Sakrileg: ›2010 fanden Besucher die Krone des Weißdorns vollständig gekappt, nur der Stamm ragt seitdem astlos etwa zweieinhalb Meter aus dem Boden. Ein antichristlicher Terroranschlag? Oder der Racheakt eines Gläubigers, weil das Grundstück einem überschuldeten Geldwechselbüro-Betreiber gehört? Der Baum starb jedenfalls ab, die Täter wurden nie ermittelt.

Ein Verlust? Zugegeben, die Legende mit dem Stab ist nicht schlecht. Aber bei aller Voreingenommenheit: Der Baum war schon vor dem frevelhaften Anschlag nur halb so schön wie das Exemplar im Botanischen Garten …



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