Echter Lavendel

Echter Lavendel im Lavendelgarten Gütersloh

Reise in die Provence gespart

Er wird als „Schweizermesser der Aromaindustrie“ bezeichnet: Lavendel ist für Parfüm-, Seifen- und Kosmetik-, aber auch für Lebensmittel- und Pharmaproduzenten unentbehrlich. Traditionell in großem Stil angebaut wird er in der Provence: Auf 20.000 Hektar stehen dort Lavendelkulturen. Auf 0,07 Hektar können Besucher des Botanischen Gartens Gütersloh sich über den Duft von Lavendelblüten erfreuen.

Woher stammt der Name „Lavendel“?

Verbinden auch Sie Lavendel mit frischer Wäsche? Schon die alten Römer verwendeten Lavendel als wohlriechenden Zusatz für die Reinigung von Kleidung und Körper. Dadurch leitet sich vermutlich auch der Name ab: „lavare“ ist das lateinische Wort für „waschen“. Ein volkstümlicher deutsche Name war in früheren Zeiten „Waschkraut“.

Am französischen Hof wurde das blaue Wunder weniger als Badezusatz, sondern eher als Badeersatz genutzt: Da viele Ärzte mahnten, das Benetzen der Haut mit Wasser schwemme Krankheiten in den Körper ein, verzichtete der Hofstaat auf das Waschen und sprühte sich stattdessen mit Lavendel-Parfüm ein.

„Lavandula angustifolia“ heißt der Echte Lavendel wissenschaftlich. Der Artname „angustifolia“ lässt sich mit „schmalblättrig“ übersetzen.

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Woher stammt Echter Lavendel?

Ursprünglich stammt der Blühstrauch wohl aus Persien. Von dort verbreitete er sich über den gesamten Mittelmeerraum. Wandernde Benediktinermönche machten den Lavendel auch diesseits der Alpen bekannt, wo er rasch ein fester Bestandteil von Klostergärten wurde.

Die Lavendel-Sorte, die im Stadtpark wächst, hat einen ganz konkreten Ursprungsort: Sie wurde im Hidcote Manor Garden in England gezüchtet; entsprechend heißt sie „Hidcote Blue“. Der ›Hidcote Manor Garden ist fast so groß und fast so schön ist wie der Botanische Garten Gütersloh, aber etwas bekannter, gilt er doch auf der Insel als Vorzeigegarten der ›Arts-and-Crafts-Bewegung. Wer gerade in Gloucestershire weilt, kann ja mal vorbeischauen, aber den Lavendel gibt es auch in Gütersloh…

Wo finde ich Lavendel im Stadtpark Gütersloh?

Wer das nicht weiß, enttäuscht die PR-Abteilung der Bertelsmann-Stiftung. 2011 schenkte die Stiftung ›Liz Mohn zum 70. Geburtstag einen 700 Quadratmeter großen Lavendelgarten als neuen Teilbereich des Botanischen Gartens. Flankiert von Blauregen, entstand er dort, wo zuvor das Haus des Stadtgärtners Karl Rogge gestanden hatte. Das Geschenk erspart Güterslohs Ehrenbürgerin Reisen in die Provence und kommt allen Parkbesuchern zugute.

Auch im Geruchstunnel ist Lavendel gepflanzt.

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Wie pflanze ich Lavendel im eigenen Garten?

Nachhaltig. Die Halbsträucher werden zehn, manchmal auch 20 oder gar 30 Jahre alt. Voraussetzung dafür: Man wählt einen sonnigen Standort und düngt und wässert nicht halb so oft, wie man eigentlich vorhatte. Denn Lavendel ist ursprünglich eine Bergpflanze, die auf trockenen Kalkfelsen gedeiht. Nährstoffarme Böden sind also ihr Lebensraum – je mehr Nährstoffe der Boden ent- bzw. erhält, desto schneller verholzt die Pflanze und desto frostempfindlicher wird sie.

Auch zu viel Wasser schadet ihr, verursacht es doch Wurzelfäule. Dann können die Wurzeln kein Wasser mehr weiterleiten; während die Pflanze unterirdisch ertrinkt, verdorren Blätter und Blüten.

Apropos Wasser: Im Sommer steckt Lavendel auch längere Hitzeperioden ohne Regen problemlos weg; die Gefahr, dass er vertrocknet, ist größer im Winter. Verhängnisvoll ist die Kombination „Sonne und Frost“. Dann verdunstet das Wasser in den Blättern schneller, als die Wurzeln es aus dem Boden aufnehmen können.

Der Lavendel muss in jedem Frühjahr stark zurück geschnitten werden, da er sonst von unten verkahlt und nach schon drei bis vier Jahren nicht mehr ansehnlich wirkt. Der größte Fehler ist, dass am Anfang nicht gleich geschnitten wird.

Wer hätt’s gedacht?

Das weltweit größte Anbaugebiet für Lavendel liegt in – Bulgarien. Dabei bringt man doch gemeinhin die Provence mit endlosen Lavendelfeldern in Verbindung. Doch die südfranzösische Region hatte rund zehn Jahre lang mit einem Zikadenbefall zu kämpfen. Es gab zunächst Ernteausfälle, schließlich nutzten viele Bauern ihre Felder um. Zwischen 2005 und 2010 halbierte sich die Anbaufläche. Mittlerweile ist das Insektenproblem weitestgehend unter Kontrolle, aber in dieser Zeit entstanden große Lavendelkulturen nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Rumänien, der Ukraine und China.

Um zum Schluss auf das Waschen zurückzukommen: Eines der beliebtesten Lavendel-Produkte ist Seife. Welche Farbe hat Lavendelseife? Natürlich violett. Bzw. unnatürlich violett. Denn tatsächlich ist die Seife von Natur aus weiß. Sie wird violett gefärbt – weil der Verbraucher es so erwartet. Dazu nutzen die Manufakturen der Provence z. B. Ockersande oder Rotkohl.



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