Blauer Eisenhut

Blauer Eisenhut

Kaiserkiller und Hummelhimmel

Der Blaue Eisenhut gehört zu den gefährlichsten Giftpflanzen Europas und kam als solche bei der Ermordung zahlreicher historischer Persönlichkeiten zum Einsatz. Während er die Großen der Geschichte umbringt, sichert der Eisenhut manch kleinem Erdenbewohner das Überleben: Die Staude gilt als die Hummelpflanze schlechthin und hält ihren Nektar nahezu exklusiv für diese Insektengattung bereit.

Woher stammt der Name „Eisenhut“?

Das oberste, helmartig gewölbte Blütenhüllblatt gab dem Eisenhut seinen Namen. Den deutschen Volksmund erinnerte es an einen stählerne Sturmhaube, wie sie die Landsknechte im 16. Jahrhundert trugen. In England heißt der Eisenhut „monkshood“ = Mönchskapuze, in Frankreich „casque de Jupiter“ = Jupiterhelm.

Botaniker nennen die Staude „Aconitum napellus“. Das griechische Akónai bedeutet „steiler, schroffer Felsen“ – tatsächlich kommen einige Eisenhut-Arten mit wenig Erde zum Wachsen aus und scheinen bisweilen auf nacktem Fels zu gedeihen. „Napellus“ ist eine Verkleinerungsform von „napus“ = Rübe und bezieht sich auf die Form der Knolle.

Woher stammt der Blaue Eisenhut?

Glaubt man den Schriften Ovids, aus dem Geifer des dreiköpfigen Höllenhundes ›Kerberos. Als Herakles das Untier aus der griechischen Unterwelt zerrte und dessen Speichel zu Boden tropfte, spross Eisenhut aus der Erde hervor – jene Pflanze, deren Gift alle Menschen ins Reich der Toten befördern kann. Die gängigen Pflanzenlexika sehen den Ursprung dagegen eher in der eurasischen Oberwelt. Hauptverbreitungsgebiet des Blauen Eisenhuts sind die europäischen Mittel- und Hochgebirge.

Wo wächst Blauer Eisenhut im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Staudenparterre zwischen Stein-/Heckengarten und dem Mediterranen Garten sowie im Apothekergarten. Neben dem klassischen blauen Blauen Eisenhut findet sich dort auch eine weißblühende Sorte mit dem schönen Namen ‘Gletschereis‘.

Eisenhut

Wie pflanze ich Blauen Eisenhut im eigenen Garten?

Wenn Sie Kinder oder Haustiere haben, am besten gar nicht. Eisenhut gilt als die giftigste Pflanzengattung Europas. Auch alle Teile des Blauen Eisenhuts sind stark, z. T. tödlich giftig. Körperstellen, die mit der Pflanze in Berührung kommen, werden taub, es bilden sich Nesseln und Entzündungen. Besondere Vorsicht ist bei der Wurzel geboten: Eingenommen führen schon 0,2 Gramm zu Vergiftungserscheinungen, 2 Gramm zu einer tödlichen Lähmung der Atemmuskulatur oder Herzversagen.

In der Antike und im Mittelalter war das aus Eisenhut gewonnene Aconitin das am häufigsten verwendete Mordgift. Sowohl der römische Kaiser Claudius als auch Papst Hadrian VI. fielen ihm zum Opfer. Meist wurden gepulverte Eisenhutwurzeln ins Essen gemischt; wer raffinierter vorging, streute sie aufs Kopfkissen oder tauchte die Handschuhe des Opfers in Eisenhut-Extrakt. Sogar bei der Wolfsjagd steckte man Eisenhut-Wurzeln in die Fleischköder.

Sie lassen sich davon nicht abschrecken, weil Sie weder Kaiser noch Papst sind und auch keinen Wolf halten? Dann wählen sie beim Einpflanzen wenigstens einen Platz in der Beetmitte, um unbeabsichtigten Hautkontakt zu vermeiden, und tragen Gartenhandschuhe.

Immerhin: Eisenhut ist nicht besonders pflegeaufwändig. Nur das Wässern will gut austariert sein: Die Staude verträgt weder Bodentrockenheit noch Staunässe.

Eisenhut-Bluete

Wer hätt´s gedacht?

Wenn es um die Bestäubung geht, ist der Blaue Eisenhut wählerisch und lässt nicht jedes dahergeflogene Insekt an seinen Nektar. Tatsächlich sind die namensgebenden, helmförmigen Blüten vollkommen für die Bestäubung durch Hummeln optimiert. Die beiden Blütenhüllblätter auf der Unterseite bieten den Tieren eine gute Landemöglichkeit. Um an den Nektar zu gelangen, müssen sie ganz in die Blüte hineinkriechen. Die Enge des Blütenkopfs wirkt für größere Insekten als Barriere, er ist für den Umfang einer Hummel ausgelegt. Doch auch kleinere Insekten mit kurzen Rüsseln müssen unverrichteter Dinge wieder fortfliegen, nur lange Hummelrüssel finden eine Führungsrinne, die in einem Nektar absondernden Sporn endet.

Besonders praktisch: Was Kaiser, Päpste und Wölfe umbringt, bleibt bei Hummeln wirkungslos – ihnen schadet das Gift nicht.



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